Was bleibt ist der Underground

Normalerweise sägt es mich immer richtig an wenn es um diese Beschwörung des Undergrounds und dieser ominösen Wurzeln geht aus derer wir alle stammen. Dieses Tresorgefühl, hinter Gitterstäben in ranzigen Industriekellern dem Underground zu huldigen der, woher auch immer er kam, der Inbegriff von Love, Peace und Unity ist. Haben wir noch gönnerhaft auf den Loveparades der späten Neunzigern unsere Teile zerbrochen und die andere Hälfte zusammen mit einer Kippe irgendjemand fremden in die Hand gedrückt ist diese Zeit nachweislich vorbei. Grösser, Höher, Lauter, Fetter, Mega, Giga, Ultra. Auf jeden Fall mehr. Und das von allem.

Funktion One? Zwölf Headliner der A Liga? Eine grossartige, aussergewöhnliche Location? Eine riesige Lasershow in mindestens 38 verschiedenen Farben? Der Anspruch wächst mit den neuen Generationen. Das bleibt nicht unbemerkt und Marketingmaschinerien machen aus Künstlern Popstars. Logos werden kreiert. Kids tätowieren sich Tiestos und Hardwells auf ihre Unterarme. Privatjets, Tourbusse, Roadies, Groupies, Tech-Rider, Hospitality-Rider, Manager, Berater, das volle Programm. Was erwarten wir uns davon? Ist die nächste Blase wieder so dick das wir uns ein zeitlich begrenztes Phänomen geschaffen haben? Geht es wieder zurück in den wahren „Underground“? Zurück in die düsteren Clubs des Landes? Für das ausgewählte, gesellschaftlich abgegrenzte Publikum? Oder wird elektronische Musik gesellschaftlich akzeptiert und die Kommerzialisierung findet Gehör in der Politik? Wo Geld verdient wird, wird auch Interesse generiert. Ich denke wir stehen gerade an einem Scheitelpunkt der richtungsweisend sein kann. Wie so oft.

Ein Beispiel:

SFX, eine Firma aus den USA will 1 Milliarde Dollar in die „Dance Industry“ investieren. Industrie? Aha. ID&T mit Tomorrowland, Sensation usw. und nun i-Motion mit der Mayday, Nature, Ruhr in Love neben diversen anderen Grossveranstaltern sind schon einverleibt. Dazu kommt mit Paylogic ein Ticketanbieter und mit Beatport eines der grössten Verkaufsportale digitaler Musik.

Was bedeutet das? Ganz einfach! Wer investiert willl Gewinn. Gerade aktuell ist Beatport ein gutes Beispiel. So wurde die erste unwirtschaftlich arbeitende Abteilung geschlossen. Dinge werden umstrukturiert, schlanker und effizienter gemacht. Ob sich hier eine Marktmacht aufbaut die uns in Zukunft einen Einheitsbrei an EDM präsentiert? Man weiss es nicht. Noch nicht. 

Wir werden sehen….

Was bleibt ist die Basis der Szene. Sie hat immer überlebt. Sie atmet und pulsiert, mehr denn je. Ihre vielen verschiedenen Stile finden ihre Heimat in ganz unterschiedlichen Clubs. Kleine und grosse Künstler überzeugen durch kreative Sets und innovative Live Performances. Erlebnisse findet man auch hier, vielleicht sogar intensivere als auf den grossen Festivals des Planeten.

Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom…

 

...so gehet hin und verbreitet mein Wort

  • Facebook
  • Twitter