Zitate aus der Dj Hölle

Wie ihr wisst treibe ich mich unerfolgreich seit vielen Jahren in der Szene herum. Man hasst oder mag mich, das ist mir zumeist egal. In meinem Netzwerk treffe ich hin und wieder auf andere Zeitgenossen die sich „Dj“ oder „Künstler“ nennen. Meist haben sie eins gemeinsam: Sie reden Bullshit.

Ich möchte mich an ein kleines Potpourri an Zitaten erinnern. Gerne darf in den Kommentaren geraten werden wer was gesagt hat.

1. „Ey 14 Dinger drin, ich hab schon voll den Pillenbauch“

…sagte er und streckte mir seinen prallgefüllten Bauch entgegen. Nicht das ich es schon an seinen Augen und seinen unkontrollierbaren Gesichtszuckungen erkannt hätte, nein er spielte auch eine Mischung aus Neotrance, Hardtechno und Happy Hardcore vor mir. Kleine Hilfsarbeiter legten Kanalfurchen in seinem Gesicht an um den Schweiß abzutransportieren, sein Kiefermuskel stand kurz vor der Detonation und die Durchblutung seiner Extremitäten war durch seine explosiven Bewegungen mehr als angeregt. Ich war voller Respekt aufgrund der Menge an Teilen und der Tatsache das er noch halbwegs gerade stehen konnte. Ich vermute, das bedurfte vermutlich lange Jahre Training in chinesischen Bergklostern bei dünnen kleinen Pillenmönchen mit Spitzbärten.

2. Liebe Leute, ich komme in meinen Nachrichten und Freundschaftsanfragen nicht mehr hinterher. Bitte habt Geduld!

…postete er. Und viele andere. Ich würde das akzeptieren und für meine Liste der Schande ignorieren wenn wir über die große Garde der Vorzeigedjs sprechen. Gerne auch über den kommerziellen Bodensatz an EDM CD Schleudern wie Guetta und co. Schliesslich haben die Fans. In Massen um nicht zu sagen, Tonnen von turnbeuteltragenden Bauchfreiteenies die die Augen zu dieser gefühlvollen Musik schließen und denken der aufgebügelte Trance von 2002 wär jetzt ganz neuer heisser Scheiss. Bitte lieber Technonachwuchs: Lasst mich in Ruhe mit euren Nachrichten, Freundschaftsanfragen oder sonstigem Bullshit. Lasst eure Screenshots sein, lasst eure Beiträge darüber sein. Entweder ihr lügt euch in die hohle Hand oder versucht eure kleinen Penisse mit den armen Seelen eurer Jünger künstlich zu vergrößern. Beides ist maximal Scheiße.

3. Die sind alle wegen mir gekommen!

Natürlich. Den Headliner den wir an diesem Tag für teures Geld gebucht hatten, hätten wir uns sparen können um einfach dein übersteigertes Ego in großen Lettern auf den Flyer zu ballern. Warum haben wir daran nicht gleich gedacht? Ganz genau, weil du eben noch in dem Supporterstage bist, die Leute dich mögen und toll finden aber die Events nur mit dir in Kombination mit einem dicken Act besuchen. Das ist ungefähr so wenn du 2 Mädels im Club kennenlernst. Der Weg zu der geilen führt eben immer über die hässliche. Man nennt sie Supporter. Wie dich. Hässlich aber irgendwie ganz nett.

4. Ich spiel vier Decks, alle Fader oben und so, weisste?

Ich versuchte es aber ich scheiterte kläglich daran eine Deckung vor dieser Soundwand zu finden die mich überrollte. Vier Fader oben bedeuten, auch gesynct, einen Soundsalat allererster Sahne vor man kaum entkommen kann. Dynamik? Nie gehört! Anspruch? Was? Breaks? Überbewertet. Ballern muss et! Ein Mixer, ob intern oder extern bietet Equalizer und glücklicherweise hat Traktor etwas eingebaut was sie „Effekte“ nennen. Dieses „Effekte“ ist ganz toll, man kann nämlich daran drehen, seine Arme in die Luft reissen und das Publikum hört es direkt. Klingt eben nur scheiße wenn man die EQ´s nicht benutzt.

5. Ich bin Dj, Veranstalter und habe ein eigenes Label! Wozu brauch ich eine Ausbildung?

Ich bin immer wieder erschrocken wie junge Nachwuchskünstler alles auf eine Karte setzen, irgendwann merken dass Chris Liebing sich irgendwie intelligenter vermarkten konnte und dann wohnungslos der alten Zeiten hinterhertrauern. Es ist das eine keine Ausbildung zu machen und sein Lebenskonzept auf Clubs, Drogen und Feiern fußen zu lassen aber diese Einstellung auch noch öffentlich zu äußern disqualifiziert einen in der Sekunde in der man >ENTER< gedrückt hat um diesen Erguss von Dämlichkeit über Facebook zu publizieren. Vorbildfunktion ist anders.

6. Dj XYZ is killin´it

Anscheinend laufen da draussen Massenmörder mit Plattenkoffern durch die Gegend. Wieviele Djs derzeiten ihr Publikum auf Festivals und Clubs „killen“ erschreckt mich. Mich wundert das es überhaupt noch eine Szene gibt. Vielleicht hat das auch alles einen Hauch von „Blood Bath“ aus dem grandiosen Wesley Snipes Film „Blade“.

7. Ich geh nach Berlin, da werde ich erfolgreich.

Natürlich. In dem Moment in dem dein Meldeantrag beim örtlichen Wohnungsamt eingeht, wird ein Newsletter an sämtliche nationalen und internationalen Agenturen und Clubs verschickt mit dem Betreff: „New Dj arrived“. Du wirst im Nachgang überhäuft mit Anfragen und dir steht die ganz große Karriere bevor. Wir leben hier in Berlin alle vollkommen mietfrei und fernab jeglicher Idee von 9to5 Jobs. Generell müssen wir nicht arbeiten sondern verbringen unser Leben in alternativen veganen Streetfood Restaurants an kleinen Holztischchen mit ausgelaufenen Kerzen auf Rotweinflaschen. Wir haben eine städtische Club Mate Flatrate und werden von Apple gesponsort. Jeden Morgen kommt ein kleiner Nachwuchskünstler und poliert das Aluminium unserer Macbooks. Life is easy!

8. Hi, hör dir mal mein Set an! [soundcloud oder noch schlimmer: sendspacelink]

Kein Problem. Mein Tag beginnt um 8 Uhr morgens. Ich stehe auf, putze mir die Zähne und richte mich in meinem Büro ein das ich eigens dazu eröffnet habe um beschissene Sets zu hören. Bekomme ich 10 Minuten keinen Link von jemandem der mir gänzlich unbekannt ist werde ich unruhig und schreibe ein paar Leute an denen ich folge. Vielleicht haben sie ja Sets für mich die ich hören kann.

9. Ich produziere mit FruityLoops.

Tut mir leid.

10. Ich lege mit VirtualDj auf.

Bring dich um.

...so gehet hin und verbreitet mein Wort

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