Ich möchte mich hier nicht zu den Dingen die am Wochenende in Köln passiert sind auslassen, das haben andere bereits zur Genüge getan. Es erschreckt mich allerdings jede Woche aufs neue welche Menschen sich da draußen tummeln und welche Vorhaben sie meist nicht in die Tat umsetzen. Das führt mich mal wieder zu einer meiner berühmt, berüchtigten Aufstellungen. Woran also erkennt man…
…einen schlechten Veranstalter?
10. Die Anfrage
„Hey Digga, haste Bock bei uns zu spielen? Wir können allerdings nicht soviel zahlen!“ ist das Paradebeispiel für Unprofessionalität. Die Sache beginnt ja schon bei der Ansprache. Wenn man nicht gerade „Dj Digga“ heißt ist diese umgangssprachliche Geschichte ziemlich daneben, außer man geht regelmäßig gemeinsam saufen. Abgerundet wird die Nummer durch die, zugegeben etwas versteckte, Ankündigung dass keine Gage gezahlt wird. Advanced Mode: „Unser Budget ist knapp“ „Wir haben aber eine richtig fette Anlage“ oder „Wenn es voll ist zahlen wir dir natürlich mehr“ Tragisch: Es ist in der Regel leer.
9. Der Veranstaltungsname
Ich habe schon viel gelesen. Von „Bassboxenbumsen“ (überraschenderweise übrigens eine durchaus professionellere Veranstaltung) bis jüngst „Darker Techno Fire“ sind mir viele Verfehlungen entgegengefallen. „Auf Sendung mit dem Klaus“ gibt es wirklich und ist da nur eine Pointe am Rande. Schlecht gebildete Menschen mit dürftigen Englischkenntnissen versuchen gerne Professionalität mit einem vermeintlich professionell, groß klingenden, englischen Veranstaltungsnamen vorzugaukeln. Nehmen wir uns „Darker Techno Fire“ als Beispiel. Jesus! Dunkleres Techno Feuer? Oh, bitte! Vermeidbar sind auch Namen die Techno und/oder Klang in beliebiger Kombination enthalten.
8. Der Flyer
Kreativität ist eine Stärke die nicht nur Djs gut zu Gesicht steht. Leider sind viele Veranstalter nicht gewillt ihr nicht vorhandenes Geld in eine vernünftige Werbung zu stecken. Heraus kommen selbst zusammengestöpselte WordArt Unfälle, schlechte Pressebilder der Headliner mit irgendeinem Effekt oder noch schlimmer: schlechte Prollmädels in HotPants und weissen Stiefeln als Hintergrundbild. Mit Sonnenbrille und Discokugel.
7. Das LineUp
In Ermangelung geistigen Realismus prügeln sich viele selbst als Headliner auf den Flyer. Natürlich.
6. Der Club
Wenn die Party in der Dorfkaschemme X ohne Parkplätze und Reputation stattfindet ist Vorsicht geboten. Das gilt auch für die Open Air Party unter der Autobahnbrücke ohne Genehmigung. Eine eventuell ausgezahlte Gage (wenn es voll ist) verfliegt schnell zu Schall und Rauch wenn der grün-weiße Partybus vorfährt und ein paar Kollegen in Schirmchenmütze mitfeiern wollen.
5. Die Anfahrt
Wer bis hier hin gekommen ist, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Das Booking findet statt, die Anfahrt wird aus eigener Tasche bezahlt (natürlich kriegt jeder sein Geld wieder, wenn es voll ist) und der Veranstalter hält einen an mit dem Flixbus von Kiel nach München zu fahren. 22 Stunden für 9 € ist augenscheinlich ein gutes Preis Leistungsverhältnis. Für den örtlichen Puff mag das stimmen, An-und Abreise dürfen
aber schon etwas komfortabler ausfallen. Der Klassiker: Keine Abholung am Busbahnhof in einer fremden Stadt. Da kommt Freude auf!
4. Das Hotel
Zugegeben, der Punkt gaukelt etwas vor was gar nicht vorhanden ist. Statt Hotel wird eine Ecke in der Afterhourbutze des Veranstalters freigeräumt. Während die Staubmäuse unter dem Sofa bereits Geiseln erschiessen darf man entweder in der Ecke aus nikotingelber Wand und 2 Jahre altem Katzenfutter vor sich hin vegetieren oder sich an den gut gedeckten Drogentisch setzen. Guten Appetit.
3. Drogen
Meine erste Wahl wäre immer der offensichtlich zugekokste Veranstalter. Da steckt Geld drin. Oder Beschaffungskriminalität. Zu meiden ist die Amphetaminleiche mit den aufgerissenen Augen, der schweißnassen Stirn und dem ausgedehnten Erzähldrang. Erst Recht sollte man diese als Person non grata erklären wenn jegliche Kommunikation, auch im Vorfeld, so ausfällt. Ein täglicher Konsum darf durchaus vermutet werden. Schon einmal jemanden gesehen der in diesen Zuständen noch vernünftige Sachen organisiert? Ich auch nicht.
2. Visionen
Drogeninduziert oder nicht. Unprofessionell ist übermäßige Kommunikation. Speziell über noch nicht passierte Dinge. Da will mal einer ganz groß einen Club eröffnen mit den Worten „das wird der Bringer!“ oder der andere plant seinen eigenen Geburtstag in den zwei In-Clubs der Stadt. Gleichzeitig. Mit Bus Shuttle. Und Function One. Überall. Auch im Bus. Na klar.
1. Die Entschuldigung
Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Gagen sind nicht bezahlt, es waren 20 Leute auf der Veranstaltung, der Shitstorm stinkt bereits und wer ist schuld? Natürlich nicht der Veranstalter. Der hat alles richtig gemacht. Es war natürlich die fehlende Genehmigung, der mangelnde Support, die schlechte Location, die Leute die zugesagt haben und dann doch nicht gekommen sind – es waren einfach immer die anderen.
BonusPunkt: Die Anwälte
Ein ganz wichtiger Punkt: Der unprofessionelle Veranstalter hat immer ein Team aus Anwälten das er in leeren Drohungen jedem und allem auf den Hals hetzen will.