LINK ZUM ORIGINALBEITRAG: http://derstandard.at/1371169526471/Iris-Hanika-Wie-halten-die-Leute-das-aus
Sehr geehrte Frau Hanika,
kürzlich wurde mir Ihr Artikel über eines dieser ominösen sozialen Netzwerke „zugespielt“. Schrecklich diese neuen Medien, oder? Insbesondere weil sich dort so unglaublich viele Veranstalter tummeln die einen täglich auf alle Veranstaltungen bundesweit einladen. Vornehmlich natürlich für „Techno Veranstaltungen“. Zumindest in meinem Netzwerk.
Sie schreiben in der Sparte Kultur / Literatur. Eine Sparte mit einem gewissen Grundsatz im Niveau. Eine Sparte die sich für kulturell und gebildet hält. Schade das Sie es nicht geschafft haben dieses in Ihrem Beitrag auch zu beweisen.
Aber sie haben uneingeschränkt Recht:
…und speziell meine ich den Techno-Dreck
Nun, manchmal tanzen wir im Sand, wir sind tagelang auf Open Airs oder Festivals, duschen uns in Dixie Klos und schlafen in Zelten. Oder im Freien. Oder gar nicht. Es ist also nicht von der Hand zu weisen das wir etwas dreckig sind. Produzenten benutzen oftmals einen Effekt namens „Distortion“, der den Sound etwas „dreckiger“ klingen lassen soll.
besonders dumpfbackige Varianten dieser sogenannten Musik handelt.
Wir differenzieren nicht in Gesellschaftsschichten oder hängen uns an kulturellen Unterschieden auf. Wir feiern mit Hartzern, Studenten, Schülern, Managern, Künstlern, dem einfachen Arbeiter, dem gebildeten Arbeiter, dem Realschüler und dem Abiturienten. Einfach mit allen. Aber eins haben wir alle gemeinsam. Natürlich sind wir alles Dumpfbacken.
vermitteln einem die imperativen Techno-Bässe ein Gefühl der Beklemmung
Als sich Anfang der Neunziger massenhaft neue Klaustrophobie Selbsthilfegruppen in Deutschland bildeten wussten wir: Techno ist nun auch bei uns angekommen!
Es ist der Soundtrack der Verblödung
Richtig. Sprachfindungsstörungen, Gesichtszuckungen und unkontrollierte Bewegungen der Gliedmassen belegen eindeutig eine erkennbare Leere in den Gehirnen dieser Szene.
Techno ist eine Weiterentwicklung der chinesischen Wasserfolter
Nicht überraschend, gerade weil die USA in Guantanamo Bay Terrorverdächtige mit Björn Torwellen Mixen verhört.
Klare Gedanken nicht gewünscht
Ziel ist es abzuschalten. Vom Alltag. Vom Beruf. Vom HartzIV. Von was auch immer. Ist es nicht genau das was Musik ausmacht?
so gut wie keinen Ort mehr, an dem man nicht mit schriller Lautsprechermusik gequält wird.
Merke: Sie haben noch nie eine Funktion One im Berghain gehört.
Herz und Hirn abschalten
Wir sind wieder bei der Sache mit dem abschalten. Siehe oben.
Horden von mit Drogen zugedröhnten halbnackten Vollidioten
Jeder von uns nimmt unmengen an Drogen. Wirklich jeder. Nur wir tun das. Und jeder von uns. Ich bin wirklich froh das die gesamte Gesellschaft ihr Drogenproblem in die Technoszene pferchen konnte und nun die Innenstädte wieder sauber sind von Heroinjunkies, Rocker keinen Alkohol mehr zu sich nehmen müssen, Black Music Künstler nicht mehr kiffen brauchen, Pianisten das Glas Wein nicht mehr trinken müssen und die Volksmusiker endlich keinen Krampf mehr im rechten Arm haben vom Mass heben. Wir tragen diese Bürde gerne. Für die Gesellschaft. Für euch. Namasté!
Irgendwann wurde die Love Parade ins Ruhrgebiet verlegt, das mit seinen Industriebrachen sowieso besser für sie geeignet war, und nachdem die letzte Love Parade vor drei Jahren in Duisburg mit einundzwanzig Toten und fünfhunderteinundvierzig Verletzten endete, war auch den zugedröhnten Vollidioten klar, dass sie in Wirklichkeit kein Spaß war, sondern die Hölle. Darum hat sie insgesamt geendet, das heißt, der öffentliche Spaß hat geendet.
Hierzu fällt mir wirklich nichts ein. Absolut gar nichts. Satire adé.
Wissen Sie, Frau Iris Hanika, ich bin Dj und war damals vor Ort. Meine Spielzeit auf einem der Trucks war genau in dem Zeitfenster in dem das Unglück passierte. Ich war nicht betrunken, habe keine Drogen genommen und bin mit meinem eigenen Auto gefahren. Wir mussten bis tief in die Nacht noch gute Miene zum bösen Spiel machen um eine evtl. Massenpanik zu vermeiden. Bis dato haben Millionen von Menschen auf den Loveparades dieser Nation in Frieden getanzt, ihre Getränke miteinander geteilt und in den Tiergarten gepinkelt. Sie haben das Recht Techno nicht zu mögen. Sie haben aber nicht das Recht die Loveparade 2010 in Duisburg in diesem niveaulosen Beitrag zu erwähnen.
Bitte beachten Sie das ich diese Zeilen mit meinem Mittelfinger getippt habe.
Herzlichst,
Ihr
Moses
LINK ZUM ORIGINALBEITRAG: http://derstandard.at/1371169526471/Iris-Hanika-Wie-halten-die-Leute-das-aus